Vor 20 Jahren veröffentlicht Amorphis mit "Tales from the thousand lakes" (TFTTL) das wohl wichtigste Album Ihrer Karriere. So leitet es die erste Ära des Erfolges Mitte der 90er ein und wird gleichwohl für Ersatzfrontmann Frontmann Pasi Koskinen, mit dem die Band sich vom Death Metal entfernt zum ewigen Gradmesser und Stolperstein. Mit Tomi Joutsen bewaffnet, wird nun dieses Wegweisende Album erneut eingespielt. Vor diesem Hintergrund packt Amorphis ein Old School Konzert erster Güte mit Schwerpunkt auf eben dieses TFTTL aus. Von "castaway", "Mayhem", bis zum MTV Klassiker "Black Winter day" wird das Album komplett gespielt, angereichert durch Elegy Größen, wie "Against Windows". Wer Material nach den 90ern erwartet, wird enttäuscht. Doch sucht die Klasse Ihresgleichen und macht selbst In Flames für eine gute Stunde vergessen. Fans der ersten Stunde setzen den Tag drei Kreuze in den Kalender, alle anderen lernen ein nicht ganz so melodiöses, dafür umso gewaltigeres und beeindruckendes Amorphis kennen, bei dem jedes Metallherz höher schlagen sollte. Bombastisch. Für alle Schwermetaller bringt nun Danko Jones, Leicht- und Frohmut nach Wacken. Das noch junge und dennoch schon sehr erfolgreiche Trio spielt eine eine rotzige Rocknummer nach der anderen, um sich hier und da mal beim Punk zu verirren. Danko selbst setzt sich die höchsten Ansprüche, so motiviert er jeden einzelnen Partypuper persönlich. In Kanada, zumindest in der Danko Jones Welt, spielt auch die Erkundung des Autorücksitzes in weiblicher Begleitung eine wesentliche Rolle, da sich jeder dritte Song damit auseinandersetzt und somit die enorme Bedeutung des Themas unterstreicht. Er ist da auch flexibel und nimmt gerne auch mal die Metalheads aus Wacken mit. Mein erstes Mal mit Danko ist auf jeden Fall eine unvergessliche Angelegenheit. Auf den Metalboden der Tatsachen bringt uns dann wieder Bloodbath. Die "Spaßband", original aus Katatonia & Opeth zusammengewürfelt, geht voll auf die 12 und legt los wie die Feuerwehr, um die letzten Fans von Danko Jones zu vertreiben. An der Brachialität gibt es keine Zweifel, auch nicht an der großen Performance der Band, doch werde ich live einfach nicht mit Nick Homes warm, hatte nach Paradise Lost Gigs auch im Vorfeld schon meine Bedenken. So ertappe ich mich nach wenigen Songs dabei, Mikael oder Peter ans Mikro zu wünschen. Arroganz, kein Bock und nicht überzeugende Stimme bleiben, vielleicht auch aus meiner Holmes Historie heraus hängen und ich gehe... ...über das Wackinger Village, um wieder einmal festzustellen, dass man hier großartig essen kann. Die 08/15 Gerichte, die nach ein paar Festivals links und rechts aus den Ohren kommen, sind hier schön ergänzt mit Klassikern wie Gulasch, indischen Curry Crêpes oder deftigen Handbrot, nicht zu vergessen das Kartoffelbrot aus dem Ländle, wie auch der Barbarenspieß, der schlicht und doch sehr schmackhaft Fleisch mit Brot vereint. Auch Vegetarier und Veganer sind hier auch bedacht und müssen sich nicht noch wie vor 10 Jahren von trocken Reis oder Gemüsepfannen ernähren. Hier hat der Veranstalter den Trend frühzeitig erkannt und bedient. Wieder mal ein Plus auf der langen Liste der Wacken-Organisation. Vor unserem kleinen Ausflug über den Metalmarkt machen wir einen kleinen Abstecher zum Geldautomaten, wo unser Blick am Zelt der Seelsorger hängen bleibt und wir fragen uns, was eigentlich Ihre Aufgabe auf Wacken ist. Davon motiviert machen wir uns auf und treffen uns mit Psychotherapeuthen Uli, mit einer warmherzigen Ausstrahlung, dass man sogleich geneigt ist, seine Lebensgeschichte loszuwerden. Er erzählt von Freundinnen, die in Wacken unvermittelt aus dem Zelt geschmissen werden sodass vermittelnd und tröstend eingegriffen werden muss, der Unterstützung von Fans, die Stiefel am Kopf von Crowdsurfern abbekommen haben und Ihre Wut loswerden müssen, bis hin zu Mädchen, die beim Crowdsurfen negative Erfahrungen machen mussten. Körperlich und mental gestärkt geht es nun auf zu Sabaton. Ich würde mal sagen mit einer alt bewährten Bühnenshow rund ums Biertrinken. Ich finde es ja toll wenneine Band auf die Rufe der Fans "Noch ein Bier" sich etwas einfallen lässt und einen kleinen Sketch daraus bastelt aber ich frage mich auch ab wann es auch langweilig wird wenn man immer dasselbe sieht. Etwas nervig fand ich das Crowdsurfing. Grundsätzlich find ich es ja toll, und es darf auf keinem Konzert fehlen, aber das war schon wie am Fließband sodass man von Sabaton teilweise gar nichts mehr mitbekam weil man ständig einen verschlammten Stiefel im Gesicht hatte - teilweise sogar gleich 2 gleichzeitig nach vorne getragen werden wollten. Aber gefallen hat es mir dennoch. Den Abschluss bilden am Samstag Judas Priest. Die Kombo aus den 70ern, die neben Ihren Nieten- und Lederoutfits auch mit den zweistimmigen Gitarrenlinien Trends setzten und Bands wie Iron Maiden den Weg ebneten. Auch der Justiz muss sich die Band stellen. In einer Zeit, wo noch ernsthaft diskutiert wurde, ob diese Art Musik gewaltfördend oder suizidgefährdend ist, gewinnt die Band einen Prozess, wo Sie sich für den Selbstmord zweier Jugendlicher verantworten soll. Doch diese Dinge sind Judas Priest nicht anzumerken, rocken doch die Briten ordentlich los und lassen schnell vergessen, dass andere in Ihrem Alter lieber Ihre Zeit mit dem Hüten der Enkelkinder verbringen. Mit Klassikern wie "Breaking The Law" wird die Menge zum Kochen gebracht und gleichermassen auf schon auf das Ende eines großen Wacken 2015 vorbereitet. Wer hätte das nach den Anlaufschwierigkeiten gedacht, dass dieses Festival sich zu einem der coolsten und entspannendsten Wacken-Wochenenden entwickeln würde. Cristian Schneider, Vicky Schneider & Ronny Kühn
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